Unweit von Memmingen findet sich das Örtchen Buxheim. In dessen Zentrum befand sich die ehemalige Reichskartause, die heute als Museum Einblick in das Leben der Kartäuser gibt. Bedeutendstes Kunstwerk des ehemaligen Klosters ist zweifelsohne das Gestühl des Priesterchores. Geschnitzt von Ignaz Waibl in den Jahren von 1687 bis 1691 aus Eichenholz bot es 36 Priestern Platz. Im Rahmen einer Umgestaltung der Klosterkirche Anfang des 18. Jahrhunderts wurde das Gestühl auf 31 Stallen reduziert.
1803 kam das Kloster in gräflichen Besitz, unter Graf Hugo von Bassenheim wurde es gepfändet und 1883 versteigert. In Folge gelangte das Ensemble nach England, zunächst nach London. Dort wurde das Holz mit schwarzem Lack überstrichen und auf 18 Stallen verkleinert. Die übrigen 13 Stallen wurden zersägt und unter anderem in Wandvertäfelungen eingebaut.
Von London gelangte das Gestühl im Jahr 1963 nach Hythe in der Grafschaft Kent, wo das Gestühl abermals umgestaltet und in der Kapelle eines Hosptials aufgestellt wurde. Nachdem dieses Hospital dann 1979 aufgegeben wurde fand das Schnitzwerk schließlich 1980 den Weg zurück nach Buxheim.
Dort wurde es in den Folgejahren mühsam restauriert. Der Lack wurde abgewaschen, fehlende Teile ergänzt. Hierbei konnte man glücklicherweise auf Fotografien aus den Jahren 1883 bis 1886 zugreifen, die zum Zwecke der Versteigerungen aufgenommen wurden.
Das Gestühl gliedert sich in reichhaltig und detailgetreu gestaltete Pulte, Dorsale mit Heiligenfiguren in Rundbogennischen und einem Gebälk, auf dem Apostel sowie Figuren aus dem alten Testament abgebildet sind. Beeindruckend ist nicht nur das Gesamtensemble, sondern auch die ausdrucksstarke Mimik der geschnitzten Figuren.
Fotografisch war es schwierig, das Ganze zu fassen. Nicht nur die stark unterschiedliche Belichtung war herausfordern. Die Sonne stand im Süden und wurde vom steinernen Boden auf die Nordseite gelenkt, während die Südseite des Gestühls unter enormem Dynamikumfang litt. Als 360°-Pano von der Gangmitte waren die Flanken der Pulte in der Mitte doch sehr nahe am Fotografen, was wiederum einerseits eine große Schärfentiefe erforderlich machte, andererseits in der Ausarbeitung zu sehr stark bauchigen Bildern führt. Von vorne aufgenommen sind die Details im Eingangsbereich fast nicht mehr zu erkennen. Ich habe mich nach mehreren Versuchen dazu entschossen, zwei Teilpanoramen aufzunehmen, wobei der Standort jeweils dicht an der Absperrung auf Höhe des gegenüberliegenden Treppenbereiches lag. Ausbelichtet wurde überwiegend auf die zentralen Bereiche des Gestühls, wobei die Überbelichtung der Fenster in Kauf genommen werden musste.
Beide Serien bestehen aus je 10 Einzelbildern, 18 mm (27 mm KB), f/8, ISO 400. Panorama links 1/400 s, rechts 1/100 s. Bildbearbeitung mit Lightroom, zusammengesetzt mit Hugin, Kollage mit PSE13.
Als Projektionsmethode wurde Panini General verwendet. Dadurch sind die mittleren Bereiche weniger stark zum Betrachter hin gekrümmt als dies bei einem zylindrischen Panorama der Fall ist. Zudem fällt die Verzerrung in der Höhe geringer aus (vergleichbar mit der Mercator-Projektion).
Einzelaufahmen handgehalten. Wie ich an der Kasse erfahren habe, ist die Nutzung eines Stativ (kostenpflichtig) möglich. Allerdings befanden sich Stativ und NPA inmitten des Urlaubsgepäcks irgendwo in der unteren Trias im Kofferraum. Nächstes mal vielleicht.
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