Die künstliche Hangkante, die der Steinbruch des ehemaligen Zementwerkes Göschwitz hinterlassen hat, bietet diesen Blick vom Rand der Thüringer Muschelkalkplatte hinüber zu den einförmig wirkenden Höhen des westlichen Thüringer Holzlandes, wonach unser Landkreis der Saale-Holzland-Kreis (SHK an PKWs) heisst. Über Problematik und Ästhetik von Plattenbauten ist hier schon mancherorts gut diskutiert worden (u. a. Nr. 9007); den Anblick von Jena-Lobeda kennt sicher der eine oder andere Ost-West-Ost-Reisende aus der Lenkradperspektive. Von hier oben mildert die Umgebung vieles ab, was anderenorts ggf. zur Tristesse führen würde, und ich kann sagen, das gilt auch für viele Bereiche innerhalb von Neulobeda. Es lunzen fast immer grüne Hänge zwischen den Blocks durch und erinnern die Menschen daran, dass es sie gibt.
Zu sehen ist das Ergebnis einer recht gewaltigen Infrastrukturmaßnahme aus dem Verkehrswegeplan Deutsche Einheit: Weil alternative Trassenführungen nicht zustande kamen, mußte der sechsspurige Ausbau der A4 im Bereich der Großsiedlung von überdurchschnittlichen Schallschutzbauten begleitet werden. Die Autobahn wurde auf der gesamten Länge zwischen Saaletalbrücke und Ostende Lobeda teils tiefergelegt, teils überdeckelt mit dem sog. ''Lobdeburgtunnel'', dessen Westportale direkt am Brückenkopf der nunmehr verdoppelten Saaletalbrücke zu liegen kamen. Von der neuen Saaletalbrücke sieht man nichts: Weil die alte von 1938-1941 unter Denkmalschutz steht, mußte ihr die neue so angepaßt werden, daß nur der von Süden Kommende die ganze Wahrheit sieht. Mit diesem sagenhaften Aufwand - Baukosten könnte ich keine nennen - werden zwei Fehler der Zeitgeschichte kaschiert: Die Reichsautobahnen hat man in den 30er Jahren nicht selten ausdrücklich durch landschaftlich reizvolle - und damit topografisch oft schwierige - Gegenden geführt, um dem motorisierten 'Volksgenossen' die Schönheit des Reiches vorzuführen. Man denke nur an das Südufer des Chiemsees. Ab Mitte der 60er Jahre hat sich dann auf einem Plateau zwischen den Bergen östlich der Saale und dem Flüßchen Roda das sozialistisch gesteuerte Wachstum Jenas zur Großstadt abgespielt, in direkter Nachbarschaft zur vorhandenen Autobahn. Weiter westlich, direkt anschließend an die Anschlußstelle Göschwitz, geht das Großprojekt noch weiter: Für den Aufstieg auf die Saale-Ilm-Platte bekommt die A4 den Jagdbergtunnel, ähnlich dem Nordanstieg der A7 auf den Albtrauf bei Aalen-Westhausen.
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Kommentare
Der Blick nach Süden freut mich aus persönlichen Gründen besonders, weil ich die Gegend zwischen Kahla und Jena links und rechts der Saale aus zahlreichen Aufenthalten in den frühen 90ern sehr gut kenne.
An Deinem Aufnahmestandort habe ich damals (zwar aus anderen Gründen) auch mehrfach gestanden und durfte ebenfalls von dort den wunderbaren Blick zur Leuchtenburg genießen.
Herzliche Grüße, Matthias.
Beste Grüße,
Jörg E.
PS: Große Verwunderung bei mir, daß Du meine Nr. 9007 kennst.
Ich hatte mal vor, mir von alt nach neu ALLE Panoramas anzusehen - das Projekt ist wegen der schieren Fülle ins Stocken geraten, so geht es sicher jedem. Umso nützlicher finde ich es, daß bei Gelegenheit verwiesen wird auf schon vor Längerem Hochgeladenes, wenn es zu neu Erscheinendem in irgendeiner Beziehung steht, ob inhaltlich-räumlich oder technisch.
Es grüßt Wolfgang
Mir persönlich ist der Himmelanteil zu groß, dafür hätte ich den Baum links und den Berg rechts geopfert - das ist aber Geschmackssache.
LG Jörg
LG Seb
Es grüßt Wolfgang
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