Prolog: Die Präsentation dieses Standortes hat nichts mit dem von Hans-Jörg Bäuerle erwähnten Vorfall eines flüchtigen Mannes in Oppenau zu tun, der derzeit durch die Medien geistert. Eigentlich hätte ich das Bild schon präsentieren wollen, aber dann kam die Arbeit dazwischen...
Extreme Fernsichten mit Distanzen von 200 Kilometern sind hierzulande meist mit Beteiligung eines Hochgebirges verbunden. Vom Schwarzwald, der Schwäbischen und Fränkischen Alb und dem Böhmerwald etwa zeigen sich im süddeutschen Raum viele Alpenberge in weiter Ferne; das Maximum stellt hierbei die Sichtlinie Lemberg – Mont Blanc (295 km / Pano #12013) dar. Abseits der Alpen gilt die Distanz zwischen Brocken und Keilberg mit 227 Kilometern als Rekordfernsicht zweier Mittelgebirgsgipfel mit deutscher Beteiligung.
Vom benachbarten Fichtelberg ist der Brocken 224 Kilometer entfernt (Pano #13050), ferner zeigen sich die Schneekoppe im Osten (200 km / Pano #9665) und der Fuchswiesenberg im Süden (192 km / Pano #26949) bei idealen Bedingungen. Ansonsten gibt es in Deutschland zahlreiche 150(+)-Kilometer-Fernsichten zwischen exponierten Punkten, markante Aussichtsberge sind u. a. der Kahle Asten (Pano #22011) und die Wasserkuppe (Pano #9904).
Aber es geht (im Südwesten) noch weiter: Vom Mooskopf im Mittleren Schwarzwald, der südlicher liegt als Straßburg, reicht der Blick an sehr klaren Tagen ganze 200 Kilometer über das Rheintal bis zum Großen Feldberg im Taunus. Da diese Sichtlinie noch niergends dokumentiert wurde, nahm ich mir vor, dem 871 Meter hohen Berg in der Ortenau mal einen Besuch abzustatten, wenn das Wetter passt. Am ersten Juli-Sonntag wagte ich den ersten Versuch – und wurde nicht enttäuscht. Als ich eine Viertelstunde vor Sonnenuntergang auf der engen Aussichtsplattform ankam, war mit dieser Super-Fernsicht noch nicht zu rechnen. Selbst der deutlich nähere Pfälzerwald zeigte sich nur in Umrissen, und auch in der Rheinebene vermisste ich die klare Luft. Um 21.45 Uhr packte ich daher mein Tele-Objektiv in die Tasche und unterhielt mich lieber mit zwei Studenten, die auf dem Turm übernachten wollten. Eine Viertelstunde später, die Dunkelheit brach nun vollends über das Land herein, zeigte sich allmählich ein rötlicher Streifen im Norden.
Genau darauf hatte ich natürlich gehofft, schnell packte ich wieder die Kamera aufs Stativ und knipste los. Mit recht langen Verschlusszeiten konnte ich ohne hohen ISO-Wert eine recht authentische Helligkeitswiedergabe erreichen, allerdings sorgte der heftige Wind immer wieder für Verwacklungen. Es bedurfte letztlich einige Versuche, bis eine vernünftige Serie dabei war, aber ohne volle Ausbeute wollte ich natürlich nicht den Heimweg antreten. Gegen 22.20 Uhr packte ich meine Sachen ein zweites Mal zusammen, verabschiedete mich von den gesprächsfreudigen jungen Männern und hetzte in der Dunkelheit zurück zum Auto.
QF-Aufnahmen á 340 mm
Nikon D780: ISO 320 I f8 I 1/3 s
Oliver Bayer, Hans-Jörg Bäuerle, Friedemann Dittrich, Heinz Höra, Dieter Leimkötter, Wilfried Malz, Steffen Minack, Jörg Nitz, Jan Lindgaard Rasmussen, Björn Sothmann, Jens Vischer
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Kommentare
LG Jörg
tolle Aktion! Das sind genau die Aktionen, wofür ich mich auch begeistern kann: Irgendwo nur ein paar hundert Meter rauf, möglichst frühmorgens oder spätabends, und dann mit voller Brennweite in die Ferne schießen (ich würde wetten, dass kein Mensch, der auch noch diesen Aussichtspunkt besucht, an 200km Fernsicht denken würde). Ich hoffe, dass ich auch bald wieder für so was Zeit finde (kommt halt auch immer mal die Arbeit dazwischen). Außerdem finde ich deinen textlichen Überblick über die deutschen Mittelgebirgsfernsichten mit Zuordnung von auf dieser Seite bereits existierenden Panoramen klasse. Da musst du ja entweder nächtelang "u.deuschle" studiert haben, oder woher weißt du die Sachen? :-)
... wahrscheinlich wärst du auch genau der richtige Mann für solche Projekte:
http://roweromaniakk.blogspot.com/2017/01/schneeberg-widziany-z-pradziada.html
und
http://www.dalekieobserwacje.eu/alpy-ze-snieznika-most-wanted/
Für diese beiden Fernsichten wäre in meinen Augen noch etwas "Verifizierungsbedarf", aber leider sind die beiden Aussichten gar so weit weg ... :-/
Wir hatten die Möglichkeit der Sicht vom Mooskopf bis zum Taunus ja bereits einmal bei einem Hohloh-Panorama diskutiert, als ich Dich darauf hingewiesen hatte, dass ich am 27.09.2015 vom Merkur bei Baden-Baden in meinem 360er (#18381) den Großen Feldberg ebenfalls ausfindig gemacht habe. Klasse, dass Du das nun so toll vom Mooskopf festhalten konntest. Zudem ein interessanter und spannender Text, der Dein Panorama lebendig werden lässt.
Und ein Hinweis an alle:
Nachdem ich in dieser Woche mich selbst öfter in den Wäldern um Oppenau bewegt habe, ist die Gegend nun wieder sicher, denn "Schwarzwald-Rambo" ist seit gestern Abend gefasst ;-) ...
ich habe für solche Sachen dann auch gerne mein Spektiv dabei und mache dann noch extra ein stark vergrößertes Bild vom "Sahnetörtchen", was man dann ggf. auch rechts noch an das Panorama dran hängen könnte (auch wenn einige hier ein drangehängtes Bild am Pano nicht so lieben)
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