Am Absperrseil   84180
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Legende

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Details

Aufnahmestandort: Nigardsbreen (360 m)      Fotografiert von: Martin Kraus
Gebiet: Norway      Datum: 10.08.2014
In der ruhigen Zeit zwischen den Jahren noch etwas Nachdenkliches. Am ersten Tag unserer zweiten Sommerferienwoche in Norwegen (von der ich noch nichts gezeigt und noch nicht viel verarbeitet habe) fuhren wir von unserem Quartier am Lustrafjord das Jostedalen hinauf. Der auf einer Hochebene (ca. 1700-1950m) genährte Gletscher Jostedalsbreen schiebt in dieser Gegend in einigen engen Tälern gewaltige Gletscherzungen in sehr tiefe Lagen. Vor einigen Jahrzehnten endete diese noch in einem See auf 286m Höhe - heute ist die Gletscherzunge auf ca. 400m. Eine Strasse führt zu diesem See und endet in einem riesigen Parkplatz. Da man in 20-30 Minuten auf einem sehr gut ausgebauten Weg über die abgeschliffenen Felsen beim Gletscher ist, zieht diese Attraktion natürlich viele Leute an.

Dort wo ich stehe, verläuft ein Absperrseil mit Warnschildern - wie man sieht, wurde dies von fast niemandem beachtet, und alle (wir auch) gingen zu den faszinierend blau leuchtenden Eistürmen. Ganze Gruppen werden auch von Führern auf das Eis begleitet.

Am selben Abend schalteten wir kurz den Fernseher ein, um einen Wetterbericht mitzubekommen (das Ferienhaus hatte kein WLAN - man greift dann zu längst vergessen geglaubten Kulturtechniken der Informationsbeschaffung). Überraschenderweise gab es in den Haupt-Nachrichten eine längere, hektische Liveschaltung von eben diesem Nigardsbreen, an dem wir gerade gewesen waren. Wir verstanden aber kein Wort. Es stellte sich dann heraus, daß am Nachmittag ein größerer Eisblock an der Zunge abgebrochen war und ein deutsches Ehepaar vor den Augen ihrer beiden Kinder erschlagen hatte. So etwas kommt nicht täglich vor - der letzte derartige Unfall war wohl 1986 - in Zukunft werden aber wohl einige wieder etwas mehr Respekt vor derartigen Absperrseilen haben.

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The large Jostedalsbreen glacier feeds a few glacier tongues that reach very far down - here to 400m above sea level. This attraction is easily reached via a good road and a well built path and thus many people come here. Despite warning signs and a rope, everybody (including ourselves) is attracted by the mysterious blue of the ice.

We were quite surprised to see this very place in the headlines of the TV news on the same evening - apparently a large block of ice had collapsed in the afternoon and killed a German couple in front of their children - the first accident here since 1986, but a sincere warning that the dangers of nature do not change with better tourist infrastructure.
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Olympus OM-D E-M10
M.Zuiko 14-42 EZ @14mm (=28mm KB)
10HF RAW, ISO 200, 1/320, f11
Lightroom 5.7, Autopano Pro 3.7.1, IrfanView
Einige wenige Beschriftungen nach norgeskart.no

Kommentare

Ein informatives Pano und eine traurige Geschichte. Durch die Menschen hat man einen guten Größenvergleich zum Eis.
P.S. Bei mir ist nichts mit "ruhiger Zeit zwischen den Jahren", ich muß außer zu Neujahr die ganze Woche arbeiten. LG Fried
29.12.2014 18:14 , Friedemann Dittrich
Man sollte einen Gletscher wohl nie unterschätzen, auch wenn er so schön ruhig und fotogen daliegt wie hier. Erinnert mich sehr an Patagonien :)
30.12.2014 08:57 , Jens Vischer
So tragisch es auch ist (...ich habe hier tatsächlich zunächst mit einem Kommentar gerungen), aber häufig siegt die menschliche Neugier über die Vernunft; manchmal ist es auch nur die Suche nach dem Kick, bzw. einfach Missachtung der Natur.
Ich glaube ein jeder von uns weiß aus eigener Erfahrung zu genau, wie nahe Glück und Unglück oft beieinander liegen können.
Unabhängig davon ist dies eine weitere schöne Impression Eurer Norwegen-Reise.
Herzliche Grüße, Matthias.
30.12.2014 12:04 , Matthias Stoffels
@Matthias - ich glaube es ist eher die Illusion der Stabilität. Der Mensch neigt dazu, zu glauben, daß die Dinge unverändert so bleiben wie er sie sieht, oder daß beobachtbare Veränderungen gleichmäßig linear weitergehen. Mit scheinbar stabilen Systemen, nicht unmittelbaren sichtbaren Veränderungen oder sehr ungleichmäßig ablaufenden Veränderungen wie der Dynamik einer Gletscherzunge kommen wir nicht zurecht und unterschätzen sie daher. VG Martin
30.12.2014 12:34 , Martin Kraus
Die Natur ist eben kein Freizeitpark. Klasse Pano jedenfalls...

Beste Grüße,
J
30.12.2014 14:39 , Jörg Engelhardt
@Martin
...Dein Erklärungsversuch zur menschlichen Wahrnehmung scheinbar langsam ablaufender exogener geodynamischer Prozesse erscheint mir äußerst plausibel, aber in Zeiten, in denen selbst der letzte Ort touristisch erschlossen sein muss (...und womöglich ein Selfie von dort zum Akt der Selbstdarstellung quasi dazugehört), werden derartige Unfälle wohl unweigerlich nicht zu vermeiden sein. Im Grunde genommen ist es so, wie Jörg es gerade auf den Punkt gebracht hat.
Herzliche Grüße, Matthias.
30.12.2014 15:07 , Matthias Stoffels
At the Perito Moreno the "Danger - no trespassing" warning is accompanied by the information that between 1968 and 1988 32 people were killed by icefall after trespassing!
30.12.2014 15:17 , Pedrotti Alberto
Dieses Absperrseil scheint mir mit einer mehr als großzügigen Distanz zum eigentlichen Objekt der Begierde gezogen worden zu sein, wodurch es ein wenig seine Ernsthaftigkeit verliert. So sieht es hier jedenfalls aus. Ich glaube, auch ich hätte daher diese Grenze überschritten - in dem Bewusstsein, dass man auf eigenes Risiko handelt. Aber das Eis sieht schon sehr verlockend aus. LG Arno
31.12.2014 11:45 , Arno Bruckardt

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