Der Blick geht über das Wiener Becken. Ich stehe am Südhang des Eichkogels, des wunderbaren Hügels am äußersten Rand der Alpen - fast hätte ich dieses Bild auch auf ap gepostet. Hier haben sich die Wellen des pannonischen Meeres gebrochen, ich stehe an einem Strand.
Die Thermenlinie ist die scharfe Grenze zwischen dem Kalk-Wienerwald und der schlottrigen Ebene des Beckens. Hier an dieser Grabenbruchlinie, welche ihren Namen von den vielen bereits seit römischer Zeit genutzten Thermalquellen hat (hier ist eine Parallele zum Grabenbruch des Rheins mit den Orten Baden vs. Baden-Baden - die Namensverdoppelung führt zu Mondänität!) wächst der Wein, den ich unlängst bei einem Bild aus der Wachau erwähnt habe – der Rotgipfler und auch der Zierfandler – beide untrennbar mit dem Ort Gumpoldskirchen verbunden. Südlich von Baden liegt dann Soos, welches sich bereits dadurch schöne Rotweine auszeichnet. Zur Gunstlage werden diese Hänge nicht nur durch den Boden, das bereits kontinental geprägte Klima und die Abtrocknung von Regenfronten am Wienerwald sondern auch durch die Thermik welche vom Anninger, dem Hoher Lindkogel, dem Pfaffstättner Kogel und anderen Hügeln und Ketten dergestalt weht, dass frühe oder späte Fröste keine Chance haben.
In der Ebene mischen sich Industrie, Gewerbe, Landwirtschaft und natürlich auch wieder der Weinbau – hier dominiert mittlerweile der Rote – er lässt sich besser verkaufen. Am Horizont die Hainburger Berge, bei besserem Licht auch nördlich davon der Thebener Kogel, welcher schon zu den kleinen Karpaten zählt. Der breite Rücken des Leitha-Gebirges geht über in die Bucklige Welt hinter welcher der Hochwechsel schon als deutlich alpinere Züge trägt als die Hohe Wand, dieses Kletterparadies der Wiener, die hier gerade noch sichtbar ist.
Botanisch gesehen stehe ich an einem bemerkenswerten Punkt und hier müsste Wilfried M. zu lauschen beginnen: Hier beginnt das Pannonikum. Der Eichkogel ist ein Naturschutzgebiet vom Feinsten, hier und in den umliegenden Wäldern in denen sich Pannonisches mit „Konventionellem“ erfrischend mischt und mit dealpinen Einsprengungen gewürzt ist, habe ich floristisch krabbeln gelernt, was aber bereits recht lange her ist. Leider darf in diesem Zusammenhang auch nicht die Tatsache unter den Tisch gekehrt werden, dass es im beginnenden 21. Jhdt. zu einer unglaublichen Verwahrlosung dieser so fragilen Paradiese gekommen ist. Sie zählen einfach nichts mehr, die Ignoranz von Volk und Volksvertretern ist schier unglaublich.
Summa Summarum: Meine Heimat.
Technisches:
16:53 MEZ
35 HF RAWs / Canon 550D @ 63 mm
f/11, 1/100-1/200, ISO 100
DPP, Hugin, PS, Gimp.
Ortsbeschriftungen: So gut es gegangen ist. Sollte ich mich geirrt haben, bitte melden!
Hans-Jörg Bäuerle, Heinz Höra, Thomas Janeck, Martin Kraus, Wilfried Malz, Jörg Nitz, Jan Lindgaard Rasmussen, Werner Schelberger, Matthias Stoffels, Michael Strasser, Markus Ulmer, Jens Vischer
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Comments
Ich wollte so gerne in diesem Herbst wieder mal durch Weinberge gehen, aber ... nun muß ich mcih an Bildern gütlich halten.
... extra gewartet, bis die Südbahn vorbeigefahren ist und vorab den Fahrplan studiert ;-) - oder eher zufällig dieses sehr charmante i-Tüpfelchen "erwischt"? LG Hans-Jörg
LG Jörg
Hinsichtlich der Flora ... Ich war wirklich erstaunt zu sehen, wieviele der Florenelemente, welche ich aus Niederösterreich kenne bei dir in den Alb-Fotos aufgetaucht sind.
Herzlichst Christoph
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