Schon lange habe ich nichts mehr aus meinem Pyrenäenurlaub 2010 gezeigt. Bevor es mit dem Bodensee weiter geht, wollte ich etwas Abwechslung bringen.
Zu diesem Pano gehört eine kleine oder auch weniger kleine Geschichte:
Mai 2007: Das Wetter auf der Nordseite der Pyrenäen war tagelang verregnet. Ich begab mich auf die Südseite. Hier war es sehr stürmisch, mal Sonne, mal Wolken, die Regentropfen flogen waagerecht durch die Luft. Ein Etappenziel war die romanische Kirche in Santa María de Buil. Von der ruckeligen Hauptdurchgangsstraße führte ein Wegweiser in das Dorf. Ein kurviger Schotterweg führte mich immer weiter bergauf. Nach einiger Zeit sah ich auf der linken Seite das an einem Hügel gelegene Dorf. Die Häuser waren zum Teil eingestürzt, der oberen Kirche fehlte das Dach, der Turm war ruinös. Aha, also ein "Geisterdorf". Geisterdörfer gibt es in den Pyrenäen viele, besonders im Hoch-Aragon und in Katalonien. Diese Dörfer wurden zum Ende des 19. und Anfang des 20.Jh. verlassen. Noch nie hatte ich eines gesehen bzw. besucht. Die Schotterpiste endete am Dorfeingang. Ein rostiges Einfahrt-Verboten-Schild empfing mich. Ich parkte an einem vor dem Dorf liegenden Gehöft. Ein alter Lada-Geländewagen mit Zulassung stand im Hof. Sonst Totenstille, es stürmte. Ich ging die Dorfstraße entlang, fand auch gleich die verschlossene romanische Kirche am Dorfanfang. Ich ging weiter das Dorf hinauf; manche Häuser waren wohl noch nicht so lange verlassen, sie hatten Plastikjalousien an den Fenstern. Elektrizität gab es keine. Auf einmal sah ich ein neu angebrachtes Hinweisschild zu einem Aussichtspunkt. Ich folgte dem Wegweiser für Wanderer. In die Häuser konnte man teilweise hinein schauen, denn Türen oder Fenster fehlten. In manchen standen noch Möbelstücke oder die Fliesen waren noch an den Wänden. Die Atmosphäre war wahrlich gespenstig. Durch kniehohes Gras ging der Weg weiter. Neu errichtete Treppenstufen führten zu einem Hügel mit einer wunderbaren Aussicht. Nach Norden zu waren die Berge in Wolken, nach Süden zu schien die Sonne. Ich verließ dieses Dorf wieder und war froh, als ich auf der Hauptstraße ankam.
Juli 2010: Wolkenloser Himmel und eine fantastische Fernsicht. Da ich in der Nähe war, beschloss ich den vor gut vier Jahren besuchten Aussichtspunkt noch einmal aufzusuchen, um ein Panoramabild zu machen. Die einstige Schotterpiste war zu meiner Überraschung asphaltiert. Neue Strommasten führten an der Straße entlang. Schon aus der Ferne sah ich, dass die obere der beiden Kirchen wieder aufgebaut war und ein neues Dach hatte. Auch einige Häuser waren wieder instand gesetzt worden. Gegenüber dem Gehöft war ein neues Haus gebaut. Ich parkte genau wie damals vor dem Gehöft. Beim Gang durch das Dorf traf ich auf Häuser, bei denen Spielzeug davor lag. Vor der Kirche lief ein Betonmischer. Zwei Arbeiter guckten nicht schlecht, als ich sie begrüßte. Touristen hatten die wohl nicht erwartet. Ich war überrascht, was sich in den wenigen Jahren alles getan hatte. Nur der Weg zum Aussichtspunkt war völlig zugewachsen. Das Gras stand teilweise mannshoch. Seit Wochen muss ich der erste gewesen sein, der diesen wunderschönen "Mirador" besucht hat.
Das Ergebnis seht Ihr hier. Wer mal in diese Ecke kommt, sollte sich dieses Dorf- und Aussichtserlebnis nicht entgehen lassen. 2010 waren immer noch viele Häuser zerfallen. Wer weiß wie es inzwischen dort aussieht.
12 QF-Aufnahmen, 38 mm KB
RL 06.04.2019
Hans-Jürgen Bayer, Jörg Braukmann, Gerhard Eidenberger, Wilfried Malz, Jan Lindgaard Rasmussen, Danko Rihter, Wolfgang Schmähling, Kathrin Teubl, Robert Viehl, Jens Vischer, Alexander Von Mackensen
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Kommentare
Der Begriff "Geisterdorf" ist übrigens aus mehreren Reiseführern entnommen und nicht einfach so von mir gewählt.
LG Jörg
L.G. v.
Gerhard.
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