Alpenfernsichten aus niedrigen Lagen sind so faszinierend wie selten. Sowohl im Nordschwarzwald als auch auf der Schwäbischen Alb braucht es dafür eine extreme Inversionswetterlage oder Föhnwetter; also Phänomene, die zeitlich sehr beschränkt auftreten. Dementsprechend unsicher war ich an diesem Samstag auf der Fahrt nach Blaubeuren, ob die Wolken das Wasser halten oder doch abregnen. Bisher war ich immer "auf Nummer sicher" gegangen und habe Hochdruckwetterlagen für solcherlei Ausflüge genutzt, nun reizte mich das Risiko und der freie Samstagnachmittag.
Meine Wahl fiel nicht auf einen bekannten Aussichtspunkt in der Umgebung, sondern auf einen völlig unscheinbaren Buckel names "Speßberg". Durch intensives Kartenstudium war mir die Erhebung mit 676 Metern vor ein paar Wochen aufgefallen: Keine Bewaldung gen Süden, niedrigere Berge im Umfeld und kaum störende Bauwerke wie Windkraftwerke oder Funkmasten. Trotz dieser genialen Bedingungen habe ich keine Informationen gefunden, dass die Stelle ein Aussichtspunkt ist. Wahrscheinlich sind sich die Ortskundigen durchaus der besonderen Lage bewusst, aber wenn es um Ausblicke auf dem Hochsträss geht, würden die meisten wohl Ermingen oder Eggingen ansteuern. Freilich bieten auch diese Punkte einen weiten Blick zum Alpenkamm, doch was die absolute Fernsicht angeht, hat der Speßberg mehr zu bieten. Vom Großvenediger bis zur Jungfrau reicht das Spektrum im Idealfall – und das ohne Turm. Damit könnte der Speßberg der einzige natürliche Aussichtspunkt sein, wo diese Konstellation gegeben ist. (Hursch und Römerstein liegen samt Turmhöhe auf ca. 900 Metern).
Bei meinem Besuch bekam ich weder die Tauern noch die Berner vor die Linse, wobei ich schon froh war, überhaupt etwas von den Alpen erkennen zu können. Denn als ich von Merklingen in Richtung Blaubereuren fuhr, ließen mich dicke Regentropfen schon daran zweifeln, ob die gut 100 Kilometer Hinfahrt nicht völlig umsonst waren. Je näher ich dem Ziel kam, desto düsterer wurde es im Blautal. In der Zwischenzeit ärgerte ich mich schon, dass ich kein Buch mitgenommen habe, um den Schauer sinnvoll überbrücken zu können. Doch wie sich wenige Minuten später zeigte, kam ich genau richtig: Mit dem Erreichen des Zielortes verzogen sich die tiefen Wolken wie bestellt und gaben den Blick gen Süden frei. Obwohl mehr als die Hälfte des Sichtfeldes verdeckt war, präsentierte sich mir ein beinruckendes Panorama, das ich hier in der Superteleversion präsentieren möchte. Normalerweise hätte ich den Kirchturm weggelassen, aber um die potenziellen Berner Riesen markieren zu können, habe ich das Pappelauer Wahrzeichen an den Schluss gesetzt. [100 Meter weiter östlich bietet sich eine bessere Perspektive auf die Schweizer Alpen. Das sollte man bei besserer Sicht beachten]
Beschriftung folgt...
Zeitpunkt: Kirchturm
64 QF-Aufnahmen á 600 mm
Nikon D750: ISO 500 I f8 I 1/125s
Jörg Braukmann, Klaus Brückner, Hans-Jörg Bäuerle, Friedemann Dittrich, Heinz Höra, Dieter Leimkötter, Wilfried Malz, Giuseppe Marzulli, Steffen Minack, Jörg Nitz, Jan Lindgaard Rasmussen, Danko Rihter, Arne Rönsch, Werner Schelberger, Björn Sothmann, Jens Vischer, Benjamin Vogel
|
 |
Comments
Herzliche Grüße
Hans-Jörg
Und ich finde auch, daß die Landschaft im Vordergrund des Panoramas gut wiedergegeben wird. Schade nur, daß dort nicht auch noch Punkte bezeichnet sind.
Sorry für die spärliche Beschriftung, ich nehme mir heute Abend ausgiebieg Zeit und benenne die Ortschaften. Dabei kann ich mich glücklicherweise bei Werken von Werner Schellberger orientieren und muss nicht alle per GoogleMaps ausfindig machen.
Die angegebenen 600 mm Brennweite stimmen nicht ganz, es werden mit Beschnitt wohl knapp 800 sein. Die Nikon D750 ist eine Vollformatkamera, mit meiner D500 wären es tatsächlich mehr als 900 geworden.
Sehr schön finde ich auch die Präsentation dieser typischen Fönlage mit den von Westen hereinziehenden Wolken. Eine Wiederholung bei Fernsicht auch nach Westen hin (ggf. mit Großvenediger zur Jungfrau) bleibt natürlich noch offen.
P.S.: In Deiner Fernsichtliste fehlt auch noch die Fernsicht vom Hurschturm zum Großvenediger 259 km (Pano-Nr. 22872).
Zur Bestimmung von Ortschaften hilft vielleicht mein Hinweis bei 24104. Die Himmelsrichtungen müssen aber bis aufs Zehntel Grad genau angelegt sein.
LG Jörg
Es gibt auf dem Hochstraess sicher noch den ein oder anderen Punkt, der gezeigt werden könnte.
Wenn du mir bis Morgen Abend Zeit gibst, könnte ich dich (wenn du das möchtest), bei der Beschriftung der Ortschaften unterstützen.
LG Werner
Wie bereits von dir erwähnt, kannst du dich ja an meinem Pano #19224 orientieren, was übrigens eine vollständig dokumentierte Sicht von der Guffertspitze bis zum Finsteraarhorn zeigt. Das erwähne ich nur deshalb, weil du hier vom Top-Aussichtspunkt am Hochstraess sprichst, was durchaus auch sein mag - allerdings fehlt mir noch das sichtbare "Futter" - da gilt es zu untermauern ;-
Werner, trotz der sehr guten Beschriftung Deiner #19224 ist es aber nicht als Vorlage für die Ortschaften, die hier zu sehen sind, geeignet, da wegen der enormen Brennweite hier eigentlich nur viel weiter entfernte Orte zu sehen sind.
Man wird also ein Hilfmittel brauchen, wenn man das machen wollte. Ob der von Jörg gegebene Hinweis bei 24104 dafür gut geeignet ist, das habe ich nicht ausprobiert, weil ich inzwischen ein wirklich praktikables Hilfsmittel gefunden habe. Das ist die Entfernungsmessung von mapy.cz. Die ist zwar nur gradgenau, was aber vollkommen ausreichend ist. Und Mapy.cz ist keineswegs nur auf Tschechien beschränkt, sondern seine gute Kartendarstellung umfaßt erstaunlicherweise die gesamte Erde.
Leave a comment