Ehemaliger Steinbruch und ehemalige Aue   105442
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Legende

1 Telekom-Umsetzer Cospoth
2 Nordende Abbauwand
3 KERNBERGE
4 Bergsturzgebiet Diebeskrippe
5 Johannisberg 366m
6 Standort JENOPTIK AG
7 WÖLLMISSE
8 Spitzberg 371m
9 Lobeda-Altstadt
10 Prüssing-Villa
11 Firma Jena Optronik
12 Standort ehem. Zementwerk
13 Gräfenberg 370m
14 ''Chinesische Mauer''
15 Ruine Lobdeburg 310m
16 Thür. Landesanstalt für Umwelt u. Geologie
17 Einsiedlerberg 381m
18 Bahnhof Göschwitz
19 Berufsschulzentrum Göschwitz
20 Lobeda-Ost
21 Wasserturm
22 Gewerbegebiet Mörsdorf
23 Straßenbahnbrücke über Saale und Roda
24 Lobeda-West
25 Göschwitzer ''Lindwurm''
26 Stadtroda
27 FFW Göschwitz
28 Mitte-Deutschland-Bahn Richtung Gera
29 Westportal Lobdeburgtunnel
30 THÜRINGER HOLZLAND
31 Saaletalbrücke
32 Göschwitzer ''Lindwurm''
33 Sulza
34 Jena-Göschwitz
35 Saalebahn Richtung Saalfeld
36 Waldorfschule
37 Maua
38 Waldorfkindergarten
39 Gewerbegebiet Maua-Süd
40 Tierheim
41 Rothenstein
42 Leuchtenburg 400m
43 Dohlenstein 369m
44 Jagdberg 288m
45 Limberg 535m
46 Hangkante der Abbausohle

Details

Aufnahmestandort: Steinbruch Mönchsberg bei Jena (290 m)      Fotografiert von: Wolfgang Bremer
Gebiet: Germany      Datum: 01.06.2014
Die leicht ortsveränderte und stark erweiterte Rundumvariante zu Nr. 15378 scheint in zwei Teile zu zerfallen, wobei die Teile mehr miteinander zu tun haben, als man ahnt:

Ende 1885 hatte der norddeutsche Unternehmer Godhard Prüssing in Göschwitz eine Portlandzementfabrik gegründet; 1886 begann dafür der Abbau von Unterem Muschelkalk am Mönchsberg. Produktion und Absatz vor allem im mitteldeutschen Raum liefen wechselnd wie Wirtschaft und Politik im 20. Jahrhundert, nach 1945 als VEB Zementwerk Göschwitz. Schon zu Godhard Prüssings Zeiten hat es eine wirkliche Aue im Jenaer Saaletal kaum noch gegeben, allerdings boten Felder, Weiden und eingestreute Gärten zumindest ein naturhaftes Bild. Das Ende dafür kam Mitte bis Ende der 1960er Jahre, als nach weitreichenden Beschlüssen des RGW - östliches Gegenstück zur EWG - der Standort Jena zum Zentrum des wissenschaftlichen Gerätebaus für den Ostblock ausgebaut werden sollte. Flächen für die nötige Erweiterung und Neuanlage von Produktions- und Entwicklungsgebäuden fanden sich ausreichend nur im Überschwemmungsgebiet der Saale südlich der Stadt, aber es galt als sicher, die Saaletalsperren würden den Talboden ja trocken halten. Also siedelte man ab ca. 1966 Betriebsgebäude an, die später als Betrieb Göschwitz oder U-Betrieb des Kombinates VEB Carl Zeiss Jena firmierten. Schnell stellte sich heraus, dass die Nachbarschaft mit dem rauchenden und staubenden Zementwerk höchst untauglich war für Reinraumproduktion und Präzisionsfertigung. Also wurde kurzerhand das Zementwerk zunächst geschlossen - nebenbei ein Segen für Umwelt und Anwohner - und der Steinbruch Mönchsberg 1967 stillgelegt. Da natürlich die neuen Anlagen - und auch die bestehenden Werke in der Stadt - Personal brauchten, welches zeitweise DDR-weit angeworben oder gar per Absolventenlenkung nach Jena gelotst wurde, hatte sich der Bedarf an Wohnraum derart vergrößert, daß nur noch die Plattenbauweise und das Wohnungsbauprogramm der DDR annähernde Abhilfe schaffen konnten. Hier bot sich die zweite Karriere fürs Zementwerk an: Man baute es um zum Fertigteilwerk für die Bauelemente, die man fast gleich um die Ecke zum neuen Stadtteil Neulobeda zusammensetzte. Nur den Zement mußte fortan bis 1989 die Saalebahn heranschaffen...
Der Steinbruch mit seiner markanten Abbauwand sah sich nach kurzer Ruhe als Schießplatz wieder. Die Kalkschuttkegel am Wandfuß machten sich perfekt als Kugelfänger für die Ausbildung von Polizei und Betriebskampfgruppen. Selbst die männlichen Lehrlinge des Zeiss-Kombinates "durften" hier in den 1980er Jahren im Rahmen der sog. vormilitärischen Ausbildung Schußproben ins Gestein pfeifen lassen. Zum Glück hat ein Naturschutz-Großprojekt auf Bundesebene den Mönchsberg im Laufe der 1990er Jahre beräumt und in den Ring der Naturschutzgebiete um Jena integriert. So kann der Mensch heute mit Blick auf die zugebaute Aue im Tal dabei zusehen, wie sich die Natur die Flächen auf der Höhe zurückverwandelt. Das heutige Gewerbegebiet Göschwitz steuert unterdessen nicht unwesentlich bei zur Wirtschaftsleistung im "München des Ostens".

Kamera : Olympus VR-320
Bilder : 15x JPG QF, Stativ
Brennweite: 6,6 / 37 mm
Blende : F 9,9
Belichtung: 1/1000
Software : Hugin, Gimp, IrfanView

Kommentare

Schöne Sicht und interessanter Beitrag
01.12.2014 04:47 , Thomas Janeck
Ein attraktiver Standort Deiner Heimat, die Du uns immer mehr erschließt - dazu wie immer von Dir "geschmückt" mit interessanten Ausführungen!

Herzliche Grüße
Hans-Jörg

NB: ... mein erster Eindruck zu den Wolken war, dass diese eine leichte Magentafärbung haben!?!
02.12.2014 21:36 , Hans-Jörg Bäuerle
Neu geladen 
Danke, Hans-Jörg, für Deinen Hinweis, der völlig richtig war. Ich muß mich unterwegs im Zoo der Zwischenschritte vergriffen haben und hatte offenbar eine falsche Datei zum Skalieren und Hochladen genommen; der jetzige Zustand wirkt insgesamt natürlicher und dem Aufnahmemoment entsprechend.
Es grüßt Wolfgang
03.12.2014 00:08 , Wolfgang Bremer
Leider werden ja aufgelassene Steinbrüche wie im Altmühltal auch zu Funparks für Mountainbiker und Motorradfahrer umgestaltet, umso schöner wenn auch mal einer als Sekundärbiotop übrigbleibt, wenn auch die Primärbiotope (-ein solches waren ja vermutlich die von Dir beschriebenen Salleauen) immer mehr verschwinden. LG Wilfried
03.12.2014 10:02 , Wilfried Malz
Das Pano allein gesehen finde ich nicht so prächtig (geringe Überstrahlungen). Das Motiv mit vollem Rundumschwenk scheint zunächst auch etwas seltsam. Im Kontext mit Deiner Beschreibung wird das Ganze jedoch zu einer ausgezeichneten Dokumentation.
P.S.: Das Reload hat sich gelohnt, die erste Version gefiel mir wegen der Färbung nicht.
LG Jörg
03.12.2014 21:29 , Jörg Nitz
Was gab oder gibt es in Jena? Glas oder Porzellan?
Gruss Walter
06.12.2014 09:43 , Walter Schmidt
Hallo, Walter, Jena ist eine Glasstadt. Carl Zeiss hatte 1846 eine erste feinmechanisch-optische Werkstatt eröffnet, nicht wie gewollt in Weimar, weil dort der Fürst keine Industrie in seiner Residenz zu haben wünschte, sondern wegen der Nähe zur forschenden und studierenden Kundschaft in Jena mit der Universität. 1866 gewann er den Physiker Ernst Abbe für sein Unternehmen, der die Herstellung optischer Bauelemente auf eine zu berechnende theoretische Grundlage gestellt hatte und die Wirkprinzipien für die ständige Verfeinerung der Apparate nachvollziehbar und reproduzierbar machte; bis zu Ernst Abbes Eintritt hatte man bei Zeiss "gepröbelt", also nach Versuch und Irrtum gefertigt. Die tatsächliche technische Kontinuität und Massentauglichkeit der Produktion kam allerdings erst mit dem Hinzustoßen von Otto Schott zustande, der als Glaschemiker neue Glassorten entwickelt hatte, bis dato unerreicht hinsichtlich ihrer optischen Eigenschaften und ihrer stofflichen Homogenität. Aus dem 1884 mit Zeiss und Abbe zusammen gegründeten Glastechnischen Laboratorium entstand das bekannte Jenaer Glaswerk Schott und Genossen, legendär in Industrie und Haushalt für das feuerfeste Jenaer Glas.
Die Frage nach Porzellan ist aber genauso berechtigt: Im Städtchen Kahla zu Füßen der Leuchtenburg, die im Bild auch wieder zu sehen ist, gibt es eine namhafte Porzellanfabrik, und das schon seit 1844.
Es grüßt Wolfgang
06.12.2014 23:01 , Wolfgang Bremer
Vor rund 20 Jahren stand ich auch schon einmal in diesem Steinbruch zur Aufnahme des dortigen Muschelkalkprofils (Jena-Formation).
Schön, wie sich mittlerweile hier oben über dem Saaletal alles entwickelt hat. Damals lag allerdings noch ziemlich viel Unrat herum, u.a. auch zahlreiche vollverzinkte SERO-Tragekisten.
Diese robusten Teile haben mich noch lange Jahre bei der Feldarbeit als unverwüstliche Transportbehältnisse begleitet.
Herzliche Grüße, Matthias.
16.12.2014 21:55 , Matthias Stoffels
Vielen Dank 
an alle, die sich mit meinem Bild beschäftigt haben, ob mit oder ohne Kommentar (wobei mit freilich schöner ist). Ich war in letzter Zeit Panorama-Photo-Net-mäßig etwas abwesend und schiebe nun wieder einen 'Berg' von Beiträgen vor mir her, zu denen ich ggf. etwas äußern möchte. Schaun´ mer mal, wie das in den Griff zu kriegen ist.
Es grüßt Wolfgang
17.12.2014 00:01 , Wolfgang Bremer
Die Besonderheit in der Wahl des Standortes finde ich gelungen und habe mir alles mit Interesse betrachtet. Sehr schöne komplexe Arbeit Herzliche Grüße Velten
22.12.2014 04:47 , Velten Feurich

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Wolfgang Bremer

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