Der mittlere Teil der Wüste Negev im Süden Israels (arab. an-Naqb = „Südland“) ist durch fünf Erosionskrater sehr unterschiedlicher Größe charakterisiert, zwei namenlose weitere befinden sich auf der ägyptischen Seite der Grenze (Sinaihalbinsel, Randberge: Jabal/Gebel al-Manzur und Maghara). Die „Machteschim“ (Singular „Machtesch“, engl. Schreibweise „Makhtesh“, westsemitisch etwa „Mörser“) bilden die durch die Erosion aufgebrochenen und ausgeräumten Scheitel von Antiklinalstrukturen (positiven Großfalten) im Rahmen des sog. Syrischen Bogens. Die umlaufenden Felskanten bildeten sich, indem harte, verwitterungsresistente Sedimentgesteine der höheren über eher weichen Schichtenfolgen der tieferen Kreide und des Jura liegen. Wegen der bilderbuchhaften Ausprägung dieser Strukturen in jenem Teil der Welt ist der Begriff des „Machtesch“ als solcher in die geologische Fachliteratur eingegangen.
Winfried Borlinghaus hat uns hier bereits drei phantastische Panoramen des Machtesch Ha Gadol (Machtesch Chatira, „Großen Mörsers“, Pano 10158), Machtesch Ha Katan (Machtesch Chazera, „Kleinen Mörsers“, Pano 10204) und erst jüngst auch des Machtesch Ramon („Mörsers der Römer“) - des mit etwa 40 km WSW-ENE-Längserstreckung mit Abstand größten dieser Erosionskrater - geliefert (Pano 14929, 360°!), an welche mein Versuch natürlich bei Weitem nicht heranreicht.
Ich werde in den nächsten Tagen eventuell ein oder zwei Panoramen des kleinen Machtesch ‘Arif beisteuern.
Mein kurzes Pano - aufgenommen von einem Aussichtspunkt in der Nähe des Gevanim-Berges im Bereich des südöstlichen Kraterrandes (Ich stehe auf magmatischen Gesteinen, Syeniten/Trachyten, der Gavnunim-Intrusion) - zeigt mit der Ramon-Monokline bzw. -Störung eines der markantesten Felsmotive des Kraters. Man erkennt die Tafelberge im Mittelgrund des linken Abschnittes von Winfrieds Panorama wieder. Steilgestellte Gesteine der Bina-Formation der tieferen (Turon; die Felszähne links des Sattels) grenzen diskordant an flach lagernde Schichtenfolgen der Menuha- und Mishash-Formation der höheren Oberkreide (Coniac bis Campan; Hügel und Tafelberge rechts des Sattels). Die Menuha-Formation wird dabei von weißen, weichen, feinkörnigen Kalksteinen vom Typ „Schreibkreide“ gebildet, wie wir sie etwa von Rügen her kennen, darauf sitzt ein harter „Feuersteindeckel“ der Mishash-Formation. Am Fuße des Har Gevanim streichen rote Schiefertone der Gevanim-Formation der Mitteltrias (Anis) aus, dabei handelt es sich wohl um einen fossilen Bodenhorizont (Paleosol). Links im Hintergrund (helles Kliff) ist mit dem Har Ardon noch ein Teil der umlaufenden Felskante (nordwestlicher Kraterrand) zu erkennen.
Die Hügellandschaft wird von der Nationalstraße 40 von Be’er Scheva über Mitzpe Ramon Richtung Eilat/Akaba gequert.
Dies ist mein erster Panoramenversuch auf dieser Seite, ein paar wenige Panos von mir finden sich indes auf dem "Schwesterportal" Alpen-Panoramen.de
Fotografiert mit Sony NEX-5 alpha.
Die Koordinaten sind nicht exakt und werden von mir ggf. noch einmal geprüft ...
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Comments
Deine fundierten regionalgeologischen Erläuterungen sind auf jeden Fall eine echte Bereicherung, um Bau und Genese dieses Erosionskraters besser zu verstehen.
Herzliche Grüße und 'Glück Auf', Matthias.
LG & behüt Dich Gott,
Christian
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