Der Suilven (731m) ist der vielleicht formschönste Berg Großbritanniens - von Norden (siehe Pano 11307) und Süden eine wilde Rippe, von Westen ein Zuckerhut, von Osten ein steiles Horn.
Die Besteigung auf dem Normalweg ist dabei unschwierig.
Ich hatte ja zuerst den hier gut im Profil sichtbaren Canisp überschritten. Nach dem Abstieg führt ein zunächst nur in verdächtig parallelen Spuren sichtbarer, nachher deutlicherer Fahrweg zu einer aus einer großen Wellblechplatte bestehenden Brücke über den Ausfluss des Loch na Gainimh auf ca. 170m. Ein Steinmann verweist auf den schlammigen Weg zum Suilven - durch "sliding heaps of ooze" geht es zum Loch a' Choire Dhuibh. Das ist tatsächlich ein Problem bei vielbegangenen "Wegen" durch die moorige Landschaft Schottlands: Sie verschlammen, und wenn man links und rechts ausweicht, verstärkt man nur die Erosion und verbreitert damit die schlammige Schneise. Weglose Abschnitte sind also gar nicht so schlecht (aber auch schon mal recht feucht).
Nach dem Loch geht es dann steil, aber auf gutem Weg zur einzigen Schwachstelle des Massifs, der Scharte Bealach Mor auf 598m. Unvermittelt öffnet sich dort der Blick auf die Seenlandschaft von Assynt auf der Südseite sowie auf einen schönen Weg zum Hauptgipfel. Der hier im Bild sichtbare Weg zum Ostgipfel ist wohl stellenweise deutlich exponierter und mit Kletterei verbunden; ich bin ihn nicht gegangen.
Am verblüffendsten aber ist die massive Trockensteinmauer, die quer über den schmalen Grat gezogen ist. In dieser wilden, verlassenen Gegend ist das in 5km Umkreis das einzig signifikante menschliche Bauwerk. Wer die Mauer wann wozu gebaut hat, scheint völlig in Vergessenheit geraten zu sein. Zumindest stösst man bei Recherchen im Internet auf keine Antwort, nur auf andere Leute, die dieselbe Frage auch nicht klären konnten. Eine Befestigung hier wäre sinnvoll - bestehen doch in anderen drei Seiten des Hauptgipfels aus steilen Wänden. Spekuliert wird auch darüber, daß das Vieh vor Absturz geschützt werden sollte - dann hätte man den Weg zur anderen Seite aber auch schützen müssen. Die Mauer bleibt also ein Rätsel - dekorativ ist sie dennoch.
Falls sich einer von Euch für den Kontext interessiert: Wenn man bei der Google Bildersuche "Suilven" eingibt, findet sich eine Vielzahl von Ansichten. Einen kultigen Bericht über den Aufstieg gibt es auch in der Munro Show von Muriel Gray: http://www.youtube.com/watch?v=qb_-EjAeMPo - dort allerdings der weite Zugang auf besseren Wegen von Westen (Lochinver); ich hatte den ähnlich weiten Weg von Osten gewählt.
Canon G10, 14 HF RAW, Lightroom 4.1, Autopano Pro 2.6.4, IrfanView. Blickwinkel gut 250 Grad Richtung Osten.
Beschriftung und Horizont nach Ulrich Deuschle, Ordnance Survey (Online unter http://www.getamap.ordnancesurveyleisure.co.uk/) . Beste Landkarte Harvey's "Suilven" 1:25.000.
Hans-Jürgen Bayer, Jörg Braukmann, Klaus Brückner, Hans-Jörg Bäuerle, Friedemann Dittrich, Gerhard Eidenberger, Jörg Engelhardt, Thomas Janeck, Wilfried Malz, Jan Lindgaard Rasmussen, Danko Rihter, Arne Rönsch, Christoph Seger, Konrad Sus, Jens Vischer, Augustin Werner
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Comments
Gruß Klaus
lG,
Jörg E.
Was machst du denn im November? :-)
@Arne - Danke für die Komplimente. Es war bisher tatsächlich ein ergiebiges Reisejahr. Der Kurztrip nach Schottland war ein Glücksfall, der sich kurzfristig ergeben hatte und bei dem dann noch das Wetter einigermassen gestimmt hat. Im November sitze ich im Büro - aber kann hier hoffentlich ein paar Panos von der schon länger für Oktober geplanten Reise zeigen :-)
VG Martin
Scheint eine sehr fotogene Gegend zu sein, so wie dein "Machu Picchu" aus Schottland, sehr gutgemachtes Panorama Martin!
Liebe Grüsse
Gerhard.
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